Immer häufiger kommen Frauen die die ersten Symptome von Wechseljahresbeschwerden zeigen, vom Gynäkologen in meine Praxis, mit der Frage: BIN ICH JETZT KRANK?
Meine Antwort darauf lautet : Ist denn die Pubertät eine Krankheit??
Nein! (auch wenn man als Mutter eines Pubertierenden gerne mal das Gegenteil behaupten würde).
Genauso wenig wie die Pubertät eine Krankheit ist, ist der "Wechsel" eine. Auch wenn es sich um keine Krankheit handelt, können die Symptome durchaus belastend für Frauen sein und sollten behandelt und ernstgenommen werden.
Was ich leider immer wieder sehe, ist eine starke Unsicherheit. Woher kommt diese? Hat man doch die letzten Jahrzente alles so schön kontrollieren können ist das jetzt auf einmal vorbei. Weder der Zyklus noch die Emotionen lassen sich vorhersagen. Und so kann es schon mal passieren das man beim Anblick eines schönen Bildes zu weinen anfängt oder beim Einkauf an der Kasse einen Wutanfall erleidet weil sich schon wieder jemand vorgedrängelt hat.
Was ist nur los mit mir??! werde ich dann gefragt. Und was antworte ich? Nichts! Es ist alles in Ordnung. Sie sind richtig. Und das entspricht der Wahrheit. Denn den Wechsel, die Chance sein Leben noch mal ganz neu zu betrachten, von allen Seiten, ja, diesen Wechsel gibt es nicht umsonst. Es würde auch gar nicht funktionieren, die verhärteten Strukturen die wir über die Jahre aufgebaut haben zu durchbrechen, wenn da nicht ein paar drastischere Emotionen auf uns einwirken würden.
Damit meine ich jetzt nicht, das man den geliebten Ehemann (der oftmals komplett mit dieser Situation überfordert ist) ausquartiert, seine Kinder vor den Kopf stößt, nach Indien geht um zu sich zu finden...... obwohl das nicht unbedingt die schlechteste Idee wäre... nein, ich meine damit, das wir etwas Egoistischer werden. Denn jetzt ist die Zeit dafür, auch wenn es sich nicht danach anfühlt, glauben Sie mir, es fühlt sich NIE danach an!
Am traurigsten macht es mich, das so viele Frauen denken das sie damit alleine stehen. Man redet nicht darüber. Über Hitzewallungen - Nachtschweiß usw. wird vielleicht noch gesprochen, aber über den verminderten Libido, die Scheidentrockenheit und vor allem über dieses emotionale Chaos in uns, wird kein Wort verloren.
Da bleibt dann nur noch der Griff zum Ratgeber. Wie sehr ein Thema in unsere Gesellschaft einem Tabu unterlegen ist, sieht man an der Fülle der Ratgeber die es darüber gibt. Desto mehr Ratgeber - desto größer das Tabu.
Wenn das dann auch nicht die Erfüllung war und man seinen ganzen Mut zusammengenommen hat um zu einem Fachmann dem Gynäkologen zu gehen, bekommt man zu hören oder zumindest das Gefühl, dass man auf ein HORMONMANGELWESEN reduziert wird. Und so schließt sich der Kreis mit der dann folgenden Frage: Bin ich jetzt krank???
Falls sie sich auch diese Frage stellen, schreiben sie mir und schreiben sie UNS. Diskutieren sie darüber, teilen sie sich mit und machen anderen Frauen Mut oder schöpfen Sie Mut daraus.